Müßiggang auf schwarzen Stränden
Zum ersten Mal treten wir eine Fahrt in einem richtig schicken und bequemen Bus an - von Ubud nach Lovina. Und zum ersten Mal kommen wir auch dahinter, weshalb sich die Beifahrer oftmals weit aus dem Fenster lehnen und laut in eine Trillerpfeife blasen. Nämlich jedesmal dann, wenn es gilt, Radfahrer von der Straße zu scheuchen. Warum der Fahrer nicht einfach hupt - von Ausweichen ganz zu schweigen - entzieht sich unserem Verständnis. Aber jedenfalls erfüllt es seinen Zweck: Jeder springt mit seinem Rad sofort in den Straßengraben.
Bad mit Aussicht
Wenige Kilometer westlich von Singaraja setzt uns unser netter Busfahrer außerplanmäßig direkt vor unserer neuen Unterkunft ab - dem Losmen Bedahulu. Abseits der Hauptstraße und direkt am Strand gelegen ist es weit und breit das einzige im Umkreis von zwei Kilometern. Nach Lovina sind es 30 Minuten zu Fuß.
freigehalten werden. Auch gut, wir entscheiden uns für das gegenüberliegende, es sieht genau so hübsch aus und liegt auch direkt am Strand. Das wiederum will uns die Wirtin ungerne vermieten, da das Dach im Bad nicht ganz in Ordnung ist. Wir sehen kurz nach - nur ein unbedeutendes Loch in der Decke - was sollīs, uns stört es nicht. Bei späterer Identifizierung der Verursacher nehmen wir uns allerdings vor, das Ding im Auge zu behalten - Kokosnüsse müssen wir bei der Nutzung des stillen Ortes nicht gerade auf den Kopf bekommen...
Als einzigen Gästen wird uns nur ein Frühstück serviert. So betätigen wir uns abends immer noch etwas sportlich und laufen am Strand entlang nach Lovina zum Essen. Unterwegs genießen wir den Sonnenuntergang, gucken uns die bunten Hütten am Wasser an, wobei wir immer wieder interessante Einblicke ins einheimische Leben erhaschen. Aus einem Garten kläfft uns jedes Mal ein winziger Hund an, wenn wir vorbeikommen, in einem anderen wird eine Strandbar gezimmert. Kinder basteln ein Floß zusammen und freuen sich, als wir es eingehend begutachten.
Ein kleines gemütliches Restaurant gleich am Ortsrand von Lovina erklären wir zu unserem Lieblingslokal. Es liegt direkt am Strand, man sitzt im Freien unter einem Strohdach, und das Essen ist wunderbar. Angenehm auch mal die etwas andere Hintergrundmusik von Stones, Dire Straits und Supertramp. Da wir auch hier stets die einzigen Gäste sind, genießen wir fast eine Art Familienanschluss. Die Wirtin präsentiert uns stolz ihre europäische CD-Sammlung, ihre Schwester erzählt uns spannende Anektoten. Etwa die über eine gefährliche Sonnenanbeterin-Spezies, an deren Biss schon Leute gestorben sein sollen (die am Balken neben
unserem Tisch ist keine solche, wie sie betont), oder dass man die dicksten Krabben nur in den vier Nächten um Vollmond herum fängt. Deswegen also die vielen Männer, die heute mit Lampen im Wasser umherwaten.Tierische Begegnungen
Ein kleiner Zwischenfall vor unserem Häuschen ist vielleicht mit der Auslöser, sich auch einmal wieder vom Strand weg zu bewegen um mehr von der Gegend kennen zu lernen. Wir sitzen im Schatten und lesen - jeder angelehnt an seinem Lieblingsbaum. Plötzlich schreit Hans: "Pass auf! Eine Schlange!" Linda wirft sich mitsamt Buch auf die Seite, sie hat eine Bewegung neben sich wahrgenommen. Vorsichtig untersuchen wir mit einem Stöckchen unsere Strandsachen, die Schlange ist längst über alle Berge. Hans berichtet, er habe sie entdeckt, als er zufällig kurz aufsah, und sie ihn über sein hochgezogenes Knie hinweg angeguckt hat. Dann
sei sie schnurstracks auf Linda zugeeilt. Sie sei bräunlich und nicht ganz einen Meter lang gewesen. Erkundigungen nach den hiesigen Arten wird allgemein ausgewichen mit "Don`t know".
Urwälder führen kann. Ein Trampelpfad schlängelt sich zwischen hohen Baumgiganten und Riesenwurzeln hindurch. Wir bestaunen die Vorhänge aus dicken Lianen, Bäume mit dornenbewaffneter Rinde, einen kleinen dem (leider schon lange hier ausgestorbenen) Tiger geweihten Tempel, und rasten an einer mangrovenumsäumten Lagune.Weekend und ein Todesfall
Samstag füllt sich unser Strand zusehends mit Menschen. Der Parkplatz neben unserem Guesthouse ist bis Mittag voll belegt mit Kleinwagen, Minibussen, Mofas und Fahrrädern. Auch der Bungalow uns gegenüber ist heute bewohnt - wie wir hören, vom Bürgermeister von Singaraja.
Die Nachtruhe ist indes von kurzer Dauer. Aufgeschreckt durch Musik, die vom Strand her ertönt, stehen wir auf, um einen Blick durchs Klofenster zu werfen. Die Sonne muss wohl gerade aufgegangen sein. Wir trauen unseren Augen nicht: Drei Meter neben unserem Bad hat sich ein Gamelanorchester eingefunden, das eine Gruppe von an die fünfzig feierlich gekleideten Menschen beim Singen und Beten begleitet. Alles verbeugt sich dabei mit gefalteten Händen in Richtung Meer, wo ein Mann wiederholt ein halbwüchsiges Huhn in die ersten Wellen wirft, sobald es wieder an Land gepaddelt ist. Jetzt sind wir zwar wach, aber wagen uns nicht aus unseren vier Wänden heraus. Vielleicht ist unser Anblick während der Zeremonie nicht willkommen, wer weiß. Wir schleichen hinten herum zur Bar und
fragen, was da los ist. Es ist nur eine Beerdigung, meint unsere Wirtin, wir können ruhig zusehen, auch Fotos machen, keinen störtīs.
beginnt somit der gemütliche Teil der Feier. Frauen zaubern aus Decken und Körben Speisen hervor und servieren sie in Bananenblättern. Held des Tages - zumindest unter den Lebenden - ist unser dreibeiniger Freund, der Strandhund. Heute kann er sich so richtig den Bauch vollschlagen und muss nicht betteln.