Cordoba - Perle von Al Andalus
Im April freie Zimmer in den vielen kleinen, lauschigen Hotels in der Altstadt von Cordoba zu finden, ist kein Problem, auch ohne Reservierung. Per Auto und ohne Navi - so wie wir - schon. Zu Fuß - nach Fast-Steckenbleiben unseres Kleinwagens in einer immer enger werdenden Gasse, im Rückwärtsgang um zwei Ecken zurück und Parken in der Sperrzone - werden wir flott fündig. Den Versuch, die hoteleigene Parkgarage anzufahren, geben wir nach zwei Stunden Irrfahrt durch das Einbahnstraßengewirr und bei schwindendem Tageslicht entnervt auf. Wir beziehen das erste erreichbare Hotel nahe des Guadalquivir und ein Zimmer mit Blick über die Dächer der Stadt.Mezquita-Catedral
Gut, dass heute ausgiebige Fußmärsche anstehen - unsere Knochen und Muskulatur sind vom betonharten und auch noch schiefen Bett ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.
aber angenehm nutzen mit der Betrachtung des wunderschön angelegten Gartens, der umgebenden Säulengänge, des riesigen Kirchturms, der ganz frech dem ehemaligen Minarett übergestülpt wurde, oder der frisch Eingetroffenen, die forsch zu den Ticketautomaten ohne Schlange eilen und nach zahllosen Versuchen, ihr Geld loszuwerden, sich dann doch murrend
hinter uns anstellen.
Egal, ob mit oder ohne Stativ: Die unglaublichen Dimensionen dieses Bauwerks lassen sich nicht annähernd fotografisch festhalten. Die Grundfläche entspricht elf Fußballfeldern, über 800 Säulen aus rotem Marmor und Jaspis verbinden luftig anmutende Doppelbögen, als Gesamtheit eine Illusion erzeugend, die manche als
Palmenwald, manche als Öffnung zum Himmel hin interpretieren. Die Wirkung auf den mittendrin stehenden, winzig kleinen Betrachter ist überwältigend. Schmuckstücke arabischer Handwerkskunst, wie der Mihrab - Gebetsnische des Vorbeters -, muschelförmige Kuppeln oder lichtdurchflutete, mit filigranen Ornamenten versehene Nebenräume gibt es unterwegs durch den endlosen Säulenwald zu bestaunen.Juderia
Eigentlich ist sie ja nicht zu übersehen und auch im Stadtplan eingezeichnet. Aber die westliche Stadtmauer mit der Puerta de Sevilla und Puerta Almodovar suchen wir ziemlich lange. Erst laufen wir einen reichlich verfallenen Erdwall entlang, ahnend, dass wir hier falsch sind. Auf einem Plätzchen - erfreulicherweise direkt an der "richtigen" Stadtmauer - lassen wir uns nieder, um etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Am Nebentisch wird etwas serviert, das wie winzige Schweinshaxen aussieht. Es sind auch welche - eine andalusische Spezialität, für die die kleinen schwarzen, halbwilden Schweine herhalten müssen, die auch für den berühmten Serrano-Schinken zuständig sind.
Schmeckt bestimmt ganz gut, muss aber gerade nicht sein.
Patio mit Blumen und kunstvollem Bodenmosaik, Zimmer mit Original-Interieur, kleine Gärten und Hinterhöfchen. Und da die ehemaligen Bewohner in Papier gemacht haben, können wir auch noch ein antikes, hölzernes Papierschöpfgerät bestaunen.
Eigentlich hätten wir gerne ein Eis gegessen - es ist so warm und die Eiscafes, an denen wir im Laufe des Tages vorbeigekommen sind, sahen so einladend aus. Aber mittlerweile ist's schon etwas spät. Wir schlendern lieber noch einmal zur alten Römerbrücke hinunter und sehen uns bei der Gelegenheit die riesige arabische Albulafia Mühle aus der Nähe an, die vielleicht bereits in Kalifats-Zeiten die berühmten Bäder bewässert, Getreide gemahlen oder dem Papierschöpfen gedient hat.
muss einfach sein, weilt man schon hier in einem der klassischen Zentren für diesen Tanz.Posada del Potro
Nach einem gemütlichen Frühstück mit Riesen-Croissants und Marmelade in unserem Cafe am Fluss sind es nur ein paar Schritte zur Plaza del Potro. "Potro" bedeutet Fohlen, und das ziert einen Brunnen auf einem kleinen, recht unscheinbaren Platz. Unscheinbar von außen, wenngleich über 500 Jahre alt, aber tadellos erhalten, ist auch die Posada del Potro, das" Gasthaus zum Fohlen". Berühmtheit erlangte es durch den Dichter Cervantes, der hier logiert und es in seine Abenteuer über Don Quichote eingebaut hat.
Heute ist die Posada ein Kulturtreff und Flamenco-Museum, mit lauschigem Patio, blumengeschmückt und hochmodernem Interieur - mit passenden Gitarrenklängen im Hintergrund ein wundervoller Vorgeschmack auf den heutigen Abend. Ende des Monats dürfte es hier anlässlich des Flamenco-Festivals rundgehen - mit lokalen Stars und Live-Vorführungen. Die Bühne steht schon im Patio bereit. Schade, dass uns das entgeht. Banos Califales
Unser nächstes Ziel sind die Kalifen-Bäder in der Nähe des Alcazar de los Reyes Cristianos. Wahrscheinlich wären wir trotz Stadtplan daran vorbeigelaufen, hätten wir nicht schon bei einem unserer Rundgänge das Schild gesehen. Hinein gelangt man über eine leicht zu übersehene Bodenöffnung auf einem Platz und eine Betonrampe hinunter unter die Erde. Zu sehen gibts dort einen Film über die einzelnen Bereiche, wie das Wasser vom Guadalquivir hierhergeleitet und beheizt, sowie das Tageslicht über die typischen sternförmigen Deckenöffnungen eingefangen wurde - Meuchelmord an einem Kalifen inklusive. Der Rundgang lohnt sich, auch wenn von der alten Pracht recht wenig
erhalten ist und die meisten Räume quietschbunte Rekonstruktionen sind. Aber so sah es wohl wirklich aus in den glanzvollen Zeiten.Medina Azahara
Da wir keine Lust haben, mit dem Bus die rund zehn Kilometer dorthin zu fahren - Haltestelle nicht gerade in der Nähe und warten müssten wir dort eventuell auch länger - leisten wir uns für 14 Euro ein Taxi. Der Fahrer ist sehr nett und quasselt ununterbrochen auf uns ein, in einem Dialekt, der fast alle Konsonanten zu verschlucken scheint und natürlich in der üblichen Maschinengewehr-Geschwindigkeit. Dennoch verständigen wir uns dahingehend, dass er uns um vier Uhr da wieder abholt, wo er uns absetzt - auf dem Parkplatz beim Visitor Center.
Es sieht so aus, als stamme es vom selben Architekten wie die Rampe hinunter in die Arabischen Bäder oder der unsägliche Betonklotz von Informationszentrum, der direkt vor die Mesquita geklatscht wurde, und ihre wunderschöne Fassade komplett verdeckt. Diese Konstruktion ist ebenfalls aus weißem Beton, eine Rampe führt in den Untergrund. Irgendwie sieht's hier aus wie an einer dieser modernen Gedenkstätten für Kriegsgefallene. Der einstündige Film wäre sicher sehr interessant, aber wir wollen lieber gleich zu den Ruinen. Eintritt verlangt keine Menschenseele, allerdings erhalten wir auch keine Info-Broschüre oder irgendetwas Brauchbares für die Besichtigung. Mit dem Shuttlebus geht es für
2,50 Euro pro Person jetzt noch einen guten Kilometer weiter - bergauf und hinein in eine liebliche Landschaft, die Ausläufer der Sierra Morena. Eine Dame läuft im Bus herum und fragt, ob jemand im Restaurant etwas essen möchte.
Bögen aus Elfenbein und Ebenholz, mit Marmor, Gold und Edelsteinen verziert. All diese Pracht währte allerdings nicht lange - nach 74 Jahren wurde die Stadt von Berbern eingenommen und geplündert. Irgendwie fanden sie die Anlage wohl etwas übertrieben und zu protzig - ziemlich freudlose Gesellen.
rechts westliche. Da man sowieso kein Infomaterial zur Orientierung an die Hand bekommt, ist's egal - wir laufen rechts hinunter, zur Casa del Visir Ya'far (Infotafel davor), dem Haus des Wesirs Yafar mit rudimentären Resten des Original-Wandreliefs. Von dort aus geht's planlos weiter auf der Suche nach der in den Kalifenbädern abgebildeten Prachtvilla. Weit und breit keine Villa, dafür die ganz hübsch teil-restaurierte Casa del Ejercito, davor ein schattiger Garten, wo wir auf eine Zigarette verweilen und beginnen, Durst zu bekommen - zu trinken haben wir natürlich nichts dabei. Ehe wir uns zum im Bus angepriesenen Restaurant aufmachen, statten wir noch dem Osttor mit seinen hübschen rot-weißen
Bögen einen kurzen Besuch ab.Alcazar de los Reyes Cristianos
Den nachmittäglichen Besuch des Alcazar de los Reyes Cristianos gehen wir entspannt an - eine Blitzrunde durch den Palast (auf Inquisitions-Folterkammern und Co. haben wir keine Lust) und dann gleich ab in den weitläufigen Garten, irgendwo in den Schatten setzen und nichts tun - unsere Füße tun langsam weh. Zum Relaxen genau der richtige Ort -
bei Vogelgezwitscher, dem friedlichen Geplätscher von Wasserspielen und Gitarrenklängen aus der Musikschule nebenan.
Ereignisses im Leben eines spanischen Kindes.Flamenco
Flamenco vom Feinsten genießen wir am Abend im Tablao Flamenco Cardenal direkt an der Mezquita - irgendwie haben wir beim Spontankauf unserer Tickets am Vortag gar nicht gecheckt, dass es sich hier um einen ehemaligen Kardinalspalast handelt. Die heutige Nutzung finden wir auf alle Fälle wesentlich nützlicher und erfreulicher - zumindest für uns, die wir zum ersten Mal eine solche Darbietung live miterleben - mit hinreißenden Tänzern und Musikern, die ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Minute optisch und akustisch in ihren Bann schlagen. Eine sehr eigenwillige Flamenco-Interpretation ist das Tanz-Solo des männlichen Stars, der loslegt, während die Musiker sich seinem ständig wechselnden Rhythmus anpassen.Palacio de Viana
Eigentlich wollten wir heute Cordoba verlassen und an die Küste zurückfahren. Nach dem üblichen Spaziergang entlang des Guadalquivir und einem Croissant-Frühstück in unserem Café stehen wir vor den gepackten Koffern und beschließen, noch einen Tag anzuhängen. Das Zimmer geht klar - und an das schiefe Bett haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Somit ergibt sich doch noch die Gelegenheit, den allseits hochgelobten und quasi als Cordoba-Pflichtprogramm deklarierten Viana-Palast mit seinen zahlreichen Patios zu besichtigen. Da etwas abseits in der Nordstadt gelegen, haben wir ihn außen vor gelassen.
im Zickzackkurs und mithilfe des selbst mit Brille schwer leserlichen Stadtplans aus dem Visitor Center, erreichen wir unser Ziel. In unserem Überschwang kaufen wir Tickets für das volle Programm hier - Patios plus die einstündige Innenbesichtigungstour, Treffen gleich in zehn Minuten. "Der Palast aus dem 14. Jahrhundert birgt mehr als 100 Räume und 13 Innenhöfe und Gärtchen. Die Markgrafen von Viana haben eine bunte Sammlung von Möbeln, Tapisserien, Porzellan, Gemälden, Waffen und Lederarbeiten zusammengetragen, die man bewundern kann." So lautet eine Kurzbeschreibung irgendwo auf einer Touristensite im Internet, ähnliche, einführende Worte auch seitens unseres
Guides vor dem Rundgang - mit dem Zusatz, man dürfe hier drin nicht fotografieren. Linda ärgert sich darüber nicht allzu lange.
eine wohlwollende Formulierung - eher als Gegenleistung für irgendwas abgestaubt oder geschenkt bekommen - wie es in diesen Kreisen halt so läuft. Wie wohl damals ein nahezu 40 Quadratmeter-Gobelin von Goya transportiert wurde? Na ja... in der Beziehung sind wir die letzten Kulturbanausen und Connaisseure oder Liebhaber von Antiquitäten schon gar nicht. Die Tour dauert auch noch anderthalb Stunden statt einer.
ist zauberhafter als der andere, Springbrunnen, blühende Sträucher, bunte Blumenarrangements, kunstvolle Bodenmosaiken und überall der Duft von Orangen. Dass diese Früchte auch als Kletterobst gezogen werden können, sehen wir hier zum ersten Mal. Ein Jammer, dass das alles jetzt viel zu kurz kommt!