Death Valley - Kingman - Tucson - Saguaro National Park - Kitt Peak Observatorium
Zauberhafte Wüste Death Valley
Dass wir hier im Südwesten der Staaten landen würden, hätten wir im Januar noch nicht gedacht - da wälzten wir noch Reiseführer über Zimbabwe. Vielleicht war's die Doku über den Grand Canyon, das Death Valley oder die Sonora-Wüste: Jedenfalls standen mit einem Mal die USA ganz oben auf unserer Urlaubs-Wunschliste. Und so ist's nun die Reise in das Land der grandiosen Kulissen geworden, inmitten derer John Wayne anno dazumal seine Schlachten siegreich ausfocht und dem Sonnenuntergang entgegenritt.
Mit Sicherheit hat er nicht vorher wie wir nach nächtlicher Landung in Las Vegas in einem der Motel 6 logiert. Linda hat es auch noch ganz akribisch online gebucht, damit man ja nicht lange vor Ort rumsuchen muss. Als sie vor 25 Jahren in den Staaten unterwegs war, war's stets ganz ordentlich und vor allem günstig. Das ist es heutzutage auch noch. Aber wir werden den Eindruck nicht los, dass man als Reisender hier wirklich nur noch im ausgesprochenen Notfall absteigen sollte.
Nach morgendlicher Flucht und Übernahme unseres Mietwagens lassen wir - trotz x-spuriger verstopfter Highways - die Lichter der Stadt erfreulich zügig hinter uns und steuern unter strikter Einhaltung der Speedlimits - entdeckte Überschreitungen ziehen drakonische Strafen hinter sich - das Tal des Todes an. Manch skurrile Schilder am Straßenrand sorgen für Kurzweil: eines, das auffordert, betrunkene Fahrer unverzüglich unter der Nummer soundso zu melden, oder die kleinen blauen
"Adopt a Highway". Wir haben einige Zeit gebraucht, bis wir die eigentlich
sehr rührende Idee dahinter begriffen haben, nämlich geliebte Verblichene hier zu verewigen. Wir nehmen an, dass sie nicht zwangsläufig an den betreffenden Stellen umgekommen sein müssen.
Den Nationalpark betreten wir ungewollt als Schwarzfahrer. Das Häuschen, vor dem ein Schild auffordert, hier die Eintrittsgebühr zu entrichten, ist unbesetzt. Wir gesellen uns zu der kleinen Gruppe Leute am einzigen Zahlautomaten. Ratlos treten alle vor uns, Franzosen, Schweizer wie Deutsche wieder beiseite. Er funktioniert offenbar nicht. Egal, wir können das ja später in Furnace Creek im Visitors Center erledigen.
seinen typischen Salzablagerungen, überragt vom uns genau gegenüber liegenden schneebedeckten Telescope Peak.
Wohltuend gemütlich - wenn auch im Lauf der Jahre mutiert zu einem quirligen Touristenressort - ist unsere Bleibe für die nächsten zwei Nächte die Furnace Creek Ranch. Unseren Balkon - beim Frühstückskaffee Blick auf die hübsche Oase, umliegende Berge, vorbeisausende Kojoten und Golfer in ihren Caddies - würden wir auf unserer weiteren Reise noch schwer vermissen.
wir uns nicht ein und probieren es doch wieder am Automaten. Nach drei Versuchen, bei denen jeweils eine Business-Freikarte für drei Tage ausgespuckt wird, geben wir entnervt auf, packen die Tickets ins Handschuhfach und fahren los.
derentwegen wir hier sind: Pupfische. Die kleinen Vier-Zentimeter-Kerle vertragen bis zu vier Mal höhere Salzgehalte, wie sie im Meerwasser üblich sind, und extrem hohe Wassertemperaturen. Es sind zwar nicht die sensationellen Teufelskärpflinge aus dem hiesigen Devils Hole - an die kämen wir eh' nicht ran - aber immerhin Wüstenfische - die sieht man auch nicht alle Tage. Wir fragen uns, was wohl so alles auf dem Speiseplan der Stelze steht, die emsig am Ufer entlangsaust.
herumzusteigen. Wir beschließen später zurückzukommen, nach unserer Fahrt in den Norden zu Scotty's Castle und dem Ubehebe Crater.
eines Chicagoer Millionärs namens Albert Johnson - Scotty, ein etwas zwielichtiger Kumpel, hat sie ja nicht mal errichtet, sondern nur zu ihrem Bau animiert - finden wir den Ubehebe-Krater ("Ubehebe" ist Shoshone und bedeutet "Korb"). Dafür hat sich die Fahrt herauf nun wirklich gelohnt - so lieben wir das Death Valley! Unwirklich schöne Landschaft, diesmal wieder ganz anders als bisher: endlose schwarze Aschefelder, auf denen sich in den drei Jahrhunderten seit
dem Ausbruch eine spärliche, aber knallgrüne Vegetation aus diversen Gräsern und Büschen ausgebreitet hat.
Temperatur hier ist gerade so weit erträglich, dass wir einen kleinen Marsch über die Salzkruste wagen. Blöderweise haben wir unser Wasser im Auto vergessen, und bald macht sich quälender Durst bemerkbar, der uns früher als geplant wieder umkehren lässt. Von den hübschen weißen Salzpfannen in den Flats ist ohnehin weit und breit nichts zu
sehen, wahrscheinlich liegen sie irgendwo so weit draußen, dass wir es heute eh' nicht mehr schaffen.
Mit dem Artist's Drive haben wir gerade noch Glück: Der Himmel beginnt sich mit Schleierwolken zu überziehen. Aber sobald die Sonne ihren Weg hindurch findet, entfaltet sich die volle Pracht der bunt gefärbten Felsformationen entlang dieser zauberhaften Strecke. Kaum den Parkplatz eines Viewpoints angefahren, wird Linda vom Fahrer des nebenstehenden Wohnmobils angenörgelt, sich wo anders hinzustellen - er könne nicht umdrehen. Stimmt - müsste er aber auch nicht, führe er rückwärts. Plätz gäb's genügend, sonst steht keiner hier herum. Was soll's. Lindas aufkeimender Unmut verfliegt rasch beim Anflug eines Raben, der sich frech neben die offene Autotür setzt und auf etwas Fressbares wartet. Da diese Gattung zu den Allesfressern zählt, ohnehin sich überall
da bedient, wo es was zu plündern gibt, haben wir keine Hemmungen, einen unserer Kekse zu spendieren. Dafür posiert er auch gleich sehr fotogen vor der leuchtenden Artists Palette.
Die Dünen im Abendlicht werden wir nun nicht mehr einfangen - ab Furnace Creek liegt das Tal im Schatten einer dunklen Wolkendecke. Und leider gehen uns hier noch so viele andere Naturwunder durch die Lappen, so viele unentdeckte Routen, Canyons, Pässe - wir haben viel zu wenig Zeit eingeplant. Grund genug, um wieder herzukommen. Morgen jedenfalls geht die Reise weiter - nach Südarizona. Auf dem Old Spanish Trail nach Arizona
Für die Fahrt nach Tuscon haben wir zwei Tage eingeplant, auf dem "Old Spanish Trail" über Shoshone, Nipton und Bullhead City mit Zwischenstopp in Kingman. Auf den "Lonely Highways" hätten wir gerne ab und zu den Flair der kleinen Restaurants genossen, ob zu einer Tasse Kaffee oder einem Happen zu essen. Außer Kentucky Fried Chicken & Co. ist über Ostern alles, was uns einladend erscheint, verlassen. So verzehren wir unsere Apfeltaschen aus dem Death-Valley-Supermarkt auf dem Parkplatz vor Luchia's Restaurant und den Rest der Kekse in Nipton vorm großartig beworbenen, aber ebenfalls geschlossenen Coffee House in Gesellschaft tibetanischer Mönche, während der Union Pacific vorbeirauscht. Wir hatten mit zwei
langweiligen Fahrttagen gerechnet, aber die Route ist ausgesprochen abwechslungsreich, führt über Gebirgspässe, durch Wälder mit Joshua Trees, an Tafelbergen und riesigen weißen Sanddünen entlang (an die wir auch wieder nicht näher herankommen sind, da als reines Monster-Truck-Gelände gesperrt), sehr originell auch das rustikale Mini-Las-Vegas am Colorado, die Grenzstadt zu Arizona Laughlin mit seinem Schaufelraddampfer.
nicht ganz so deprimierend wie das in Las Vegas, aber dafür mit absolut zahnloser Empfangsdame, frequentierter Bahnstrecke direkt im Kreuz, auf der alle zehn Minuten die Züge höllisch laut pfeifend durch ganz Kingman rauschen, und am Parkplatz Trucks, die ihre Ware nächtens mit periodisch laufendem Motor kühlen.
Im Motel ist gegenüber von uns ein älteres Biker-Pärchen angekommen, auf einer dicken Dreirad-Harley: Helme ab-, in den Stauraum gegriffen, weiße Cowboyhüte aufgesetzt und Abmarsch ins Steakhaus gleich nebenan. Das gilt auch für uns - ohne Kopfbedeckung - die Speisekarte haben wir schon begutachtet und als verlockend befunden. Das Essen ist wirklich köstlich, vor allem nach diverser süßen Pampe unterwegs und erkämpftem Wechsel vom zunächst zugewiesenen mittigen Tisch im leeren Lokal auf einen der netten Fensterplätze.Saguaros, Grenzpatrouillen und ein Trip zu Tagesschläfern
Wenngleich der übliche Motelkasten, erweist sich das Tucson Marana Super 8 letztlich als gar nicht so übel. Uns fällt zunächst das Gesicht etwas herunter bei der Vorstellung, hier drei Nächte zu verbringen. Linda hat's mal wieder ausgesucht, die Fotos sahen nett aus, Kritiken bei Tripadvisor waren durchwegs gut, und mitten in der Stadt sollt's auch nicht liegen, da braucht man ewig raus und wieder rein. Spontan begeben wir uns auf eine dreistündige - letztlich vergebliche - Suchfahrt nach Alternativen bis weit in den Süden zum Vogelparadies Madera Canyon zu einem zauberhaften Ressort mitten im Wald, mit netten Holzhüttchen, Grills und Tränken, die von Kolibris und zahllosen anderen Gefiederten genutzt werden, und rüstigen Naturfreunden in Safari-Kleidung
und dicken Feldstechern um den Hals. Schade, dass hier alles ausgebucht ist. Aber andererseits würden wir wohl vor lauter Birding keinen Fuß aus diesem Tal setzen und andere Highlights verpassen.
Das gemütliche Steakhouse um die Ecke (die 300 Meter laufen wir beim ersten Mal, dann passen wir uns den hiesigen Gepflogenheiten an und fahren) erklären wir gleich zu unserem Stammlokal für die kommenden drei Abende. Hans entdeckt dort seine Vorliebe für Huhn in allen Varianten und Linda arbeitet sich durch diverse Salatberge mit Cesar's- oder BlueCheese-Dressing. Die Doggie-Bags für nicht bezwungenes Essen verschmähen wir, den übrigen Chardonnay hingegen lassen wir uns einpacken.
Eine Auswahl an Muffins, Toast, Waffeln, süßen Teilchen und Obst gibt's zum Frühstück, in einem heillos unterkühlten
Nebenraum der Lobby - im TV wechselt die CNN-Berichterstattung zwischen Jahrhundertereignis Hochzeit im englischen Königshaus und Präsident Obamas angeblich nicht vorhandener Geburtsurkunde. Höchste Zeit, sich einem Highlight vor Ort zu widmen - der Sonora-Wüste.
Lohnend ist der Besuch des Desert Museums, einem dem Saguaro National Park benachbarten Gelände, wo man die hiesige Pflanzen- und Tierwelt auf Lehrpfaden sowie anlässlich diverser Ranger-Programme ausführlich erkunden kann. Sehr
nützlich ist vor allem die an der Kasse überreichte Infobroschüre mit zahlreichen Verhaltenstipps in der Wildnis, zum Beispiel keine Steine umdrehen (Skorpione), nicht in Löcher greifen (Schlangen), bei einem Angriff der hier vorkommenden aggressiven afrikanischen Bienen so schnell man kann weglaufen, beim Puma nicht - da wird empfohlen, sich ruhig und rückwärts gehend zu entfernen.
Dann sollte ja nichts mehr schiefgehen beim Betreten der "freien Natur", dem Saguaro-Park. Das Vorhandensein zahlreicher Wanderrouten spricht dafür, dass man sich nicht wie ein Freiläufer im Jurassic Park zu fühlen braucht. Klar, dass wir besonders genau gucken, wo wir hintreten, ob bei
Bau und Family bewachen, ohne sich von uns stören zu lassen.
gewohnt zu sein.
Autos angehupt, einer bleibt sogar vor uns stehen in der Annahme, dass wir Hilfe benötigen, bis die Sonne irgendwann recht unspektakulär hinter den Bergen verschwindet. Die Fotos werden nicht so, wie Linda sie sich eingebildet hat - entsprechende Kommentare lässt Hans in seiner unendlichen Geduld über sich ergehen. Bei fortgeschrittener Dämmerung meint er nur, sich besser auf den Heimweg zu machen. Gute Idee. Linda will's morgen nochmal probieren auf der Rückfahrt vom geplanten Ausflug - nach dem wir hier ohnehin wieder vorbeikommen.
uns aber als Nicht-Mexikaner wenig. Nur beim Rückweg nach Tucson dürfte es uns erwischen - auf
Sonnenteleskop, 1,8-, 3- oder 4-Meter-Spiegel. Die von Indianern bemalte Plastik am Eingang ist letzterem in Originalgröße nachempfunden (Hans hätte sich davorstellen sollen), und ein nebenstehendes Schild verkündet, dass heute genau dieses Teleskop geschlossen ist.
Ganz witzig finden wir die "Bitte ruhig sein - Tagesschläfer"-Schilder, das vorm mit dichtem Buschwerk zugewucherten Aufgang zum 2,5m-Teleskop weniger - hier wird vor Giftschlangen gewarnt. Mit etwas mulmigem Gefühl, laut schnatternd und fest auf den Boden stampfend steigen wir die Stufen nach oben, um aus nächster Nähe durch eine Glaswand den gewaltigen Stützarm des Spiegels zu bestaunen. Das mögen sie denn wohl doch nicht, würden Touris den Geräten zu Leibe rücken und womöglich daran herumfingern. Ist auch verständlich und so eindrucksvoll genug, dieses Monster
direkt vor sich zu haben.
Universums zu blicken. Tief beeindruckt von diesem Erlebnis willigte der Chief in das Vorhaben ein - vertraglich wurde festgelegt, hier ausschließlich zivile Forschung zu betreiben.
Auf dem Rückweg nach Tucson erregt eine hübsche, mit Saguaros bewachsene Hügelkette abseits des Highways Lindas Aufmerksamkeit. Aus dem Abstecher dorthin wird nichts - kurz nach Abbiegen auf die kleine Straße hat sich ein Polizeiauto mit Blaulicht an unsere Fersen geheftet. Wie wir das aus Filmen kennen, fahren wir an den Straßenrand
(machen schnell noch die Zigaretten und den CD-Player aus), und warten was passiert - zu schnell sind wir jedenfalls nicht gefahren. Ein bis an die Zähne bewaffneter Grenzpolizist tritt heran und fragt sehr freundlich, was wir hier machen. Das mit den Saguaro-Fotos nimmt er uns ab, quetscht uns noch ein wenig aus, von wo wir her sind, ob wir Pässe dabei haben, am Highway würde kontrolliert. Er bittet uns eindringlich umzukehren, diese Gegend sei gefährlich, es wimmle hier vor Schmugglern, Dealern und anderen Bösewichten. Wir bedanken uns für die Fürsorge und drehen lieber um.
Nach Passieren einer weiteren Kontrolle auf dem Highway ziehen wir uns zum Ausklang des Tages noch einmal in die Beschaulichkeit des Saguaro Nationalparks zurück. Unsere Streifenhörnchen sind auch wieder da und bewachen ihren Baumstamm. Leider ist uns auch heute - dieses Mal bis Sunset im Park und an einem anderen Ausgang - das Auffinden des begehrten Motivs nicht vergönnt - die Prachtexemplare stehen nun mal weiter drinnen...