Custer State Park - Wildlife Loop - Needles Highway - Mount Rushmore
Jahrhundertflut und Präsidenten im Nebel
Dass diese Reise mit Schwerpunkt Yellowstone stets ein wenig abweichend von unseren ursprünglichen Plänen verlaufen sollte, hat sich bereits beim Abflug in München angebahnt. Wir haben die Zeichen nur noch nicht erkannt...
sitzen aber neben ihren Lebensgefährten, haben also online eingecheckt...
Mietvertrag auf den richtigen Namen umändern zu lassen, während wir hier ein paar Stunden schlafen. Hat ebenfalls geklappt, wie uns unsere eigentlich sehr nette Alamo-Mitarbeiterin Mila, die von Linda noch vor ein paar Stunden fast erwürgt worden wäre, am nächsten Vormittag stahlend verkündet. Ein kleines Problem gibt es allerdings, meint sie, nachdem sie unsere Reiseroute erfährt: Alle Straßen und Autobahnen in Richtung Norden - also genau da, wo wir hin wollen - sind wegen Überflutungen, eingestürzten Brücken und Bergrutschen gesperrt.
Wahrscheinlich eine ganz nette Route, hätte man etwas mitbekommen. Die Landschaft um uns ist verhüllt von Regen und Nebelschwaden. Custer erreichen wir irgendwann gegen halb neun Uhr, im Finstern, ebenfalls bei Regen und hundert Prozent ohne Aussicht auf ein nettes Abendessen irgendwo im Ort. Das All American Inn (im Internet mit hübschen Balkonen und rustikal im Blockhausstil abgelichtet) ist lausig, der Trakt mit den Balkonen geschlossen, ein Zimmer noch zu haben neben einer röhrenden Klimaanlage, aber wir sind müde und haben keinen Nerv etwas anderes zu suchen. Natürlich sind alle Gehsteige hochgeklappt. Wenigstens hat die örtliche Tankstelle ein Herz für nächtens Gestrandete und wir erstehen eine Packung Nüsse und einen Wein, was wir dann vor unserem Zimmer bei Nebel, Landregen, klammer Kälte und den Klängen der periodisch aufheulenden Klimaanlage in Angriff nehmen. Wir sind in den USA angekommen.
Bei strahlendem Sonnenschein und Wärme entpuppt sich Custer am nächsten Morgen als ganz witziges Örtchen im Stil einer Western-Filmkulisse. Wir schmeißen unsere Koffer ins Auto und fallen in der Bakery an der Hauptstraße zum Frühstück ein. Satt, zufrieden und glücklich machen wir uns auf den Weg in den örtlichen State Park. Wir freuen uns auf Prairie und Bisonherden.
Lustig finden wir die Wildesel, die ein Stückchen weiter Autos beim Vorbeifahren behindern und warten, bis etwas Fressbares herausspringt. Wildesel sind es eigentlich nicht, ihre bei Siedlern oder Soldaten arbeitenden Vorfahren wurden nach Gebrauch hier zurückgelassen. Was besseres konnte ihnen nicht passieren.
werden, um sie zu untersuchen, kranke Tiere auszusondern oder manche für Auktionen bereitzustellen - ein Volksfest, wo sich Tausende Schaulustiger noch zu nachtschlafender Zeit auf zwei Arealen im Park Schlachten um die besten Plätze für das morgendliche Spektakel liefern. Unser Pech - die Bisons sind wohl schon "eingekesselt" und somit aus dem "normalen" Verkehr gezogen.
Umso größer ist die Freude, als wir - weit nach dem "Wildlife Loop" - doch noch richtiges Wild zu sehen bekommen: ein einsamer, gemütlich die Straße entlangtrottender Riesenbison, offenbar kennt er das anstehende Theater schon und hat sich aus dem Staub gemacht, und eine kleine Herde Gabelböcke, die friedlich in ein paar Metern Entfernung grasen.
und Fichtenwälder, vorbei und teilweise per Tunnels mitten durch bizarre Felsformationen - die Needles. Ähnliche Strukturen kennen wir eher von Sandstein, hier ist's aber knallharter Granit, der durch aonenlange Einwirkung von Wind, Regen, Frost und Tauwetter so filigran modelliert wurde.
Hier heißt es jedesmal stoppen und auf Gegenverkehr gucken. Aber man macht's gerne - ist ja ein sehr fotogenes Motiv. Nach dem ersten stellen wir uns allerdings die Frage, weshalb das Ungetüm von "Stagecoach Travels"-Reisebus, der von Anfang an mal vor, mal hinter uns hergezockelt ist, immer noch hier herumfährt. Wir verstehen es nicht - Hans meint, vielleicht kennen die Busfahrer Schleichwege, aber irgendwie sieht das Gelände nicht danach aus.
Nach einem Picknick mit Monster-Gebäckteil aus der Custer-Bakery und in Sprungweite zu unserem Auto - falls etwas größeres als ein Eichhhörnchen auftauchen sollte - hält unsere Route noch ein besonders apartes Nadelfelsen-Exemplar bereit: "Needle's Eye", das Nadelöhr ist unbestrittenes Highlight auf dem Highway. Entsprechend voll ist der enge Platz davor - eigentlich nur eine 90-Grad-Kurve mit anschließendem Tunnel, kreuz und quer parkenden Autos und jede Menge Leuten dazwischen. Schade nur, dass die Sonne beginnt, hinter dunklen Wolken abzutauchen.
kleiner Vorgeschmack auf unsere Präsidenten-Tour morgen erwartet uns dann hinter einer Kurve (da wären wir vermutlich vorbeigefahren, hätten nicht auf einem Parkplatz so viele fotografierende Menschen gestanden): Von oben lugt das markante Profil von George
Washington aus dem Felsen. Ist schon eindrucksvoll - wir freuen uns auf morgen! Als Zugabe grasen direkt am Waldrand zu Lindas Entzücken auch noch drei Bergziegen - schneeweiß und wuschelig. Und einen Blick auf alle vier Präsis kann man kurz vor Keystone auch noch erhaschen.
In einem süßen kleinen Motel etwas abseits der Hauptstraße bekommen wir ein Zimmer, nett eingerichtet, geräumig, sogar mit Kamin (der allerdings nur Plastikpflanzen beherbergt) und mit möblierter, blumengeschmückter Terrasse. Ein abendlicher Spaziergang durch das Örtchen vertreibt uns die Wartezeit auf einen Platz in "Ruby's House", den Fotos an der Wand nach ein ehemaliger Saloon mit Bordell, in dem wir ein feines Abendessen bekommen. Die
Bedienungen springen stilgerecht in Rüschenröckchen, knappen Oberteilen und Netzstrümpfen herum. Den Tag lassen wir auf unserer hübschen Terrasse ausklingen - bei Zigarettchen und dem Rest Wein aus der Custer-Tanke. Es hat begonnen zu regnen.
Heute sieht's nicht so aus, als würden wir die Präsidenten zu Gesicht bekommen: Zum Regen hat sich Nebel hinzugesellt, der schon die Häuser auf der Hauptstraße verschluckt. Beim Frühstück - Hans erwischt irgendetwas Weißes mit Vanillegeschmack anstatt Milch - erfahren wir zum ersten Mal im (obligatorisch in verzerrtem Format belassenen) Fernsehen etwas über die Ausmaße der Flutkatastrophe, die weite Teile rund um Boulder heimgesucht hat. Wird spannend, wieder nach Denver zurückzugelangen, zumal wie geplant von Westen, wo überall Land unter ist. Aber da ist's ja noch drei Wochen hin...
in die Badlands und hoffentlich in die Sonne. Als wir wieder den Präsidenten-Felsen passieren, wabern die Nebelschwaden zwar immer noch umher, aber nicht mehr ganz hinunter zum Eingang. Wir stoppen schnell am Straßenrand im absoluten Halteverbot und lauern auf eine Wolkenlücke für ein paar Fotos - wenigstens aus der Ferne - den Eintritt können wir uns sparen. Die Starfotos vor stahlblauem Himmel sind's nicht gerade, aber immerhin Belege unseres Besuchs hier. Und überhaupt, vernebelte Präsidenten bekommt auch nicht jeder alle Tage zu Gesicht (v.l.n.r: George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt, Abraham Lincoln).