Mammoth Hot Springs - Lamar Valley - Norris Basin

Unterwegs auf dem Supervulkan - North Loop

   Ein strahlender Morgen in Sheridan: Die am Vorabend über der Gegend tobenden Gewitter haben sich verzogen. Ein gutgelaunter Baggerfahrer hebelt den ersten Stapel Paletten neben unserem Zimmer weg und grüßt freundlich. Wo es denn hingeht, fragt er. Seine überschwängliche Art, uns zum Yellowstone National Park nicht die Interstate sondern die landschaftlich reizvolle Route über den Bighorn State Park, Cody und den West-Eingang, auch nach Mammoth, schmackhaft zu machen, reißt uns mit. Dauert dann eben etwas länger, wir dürfen im Park halt nur nicht bei jedem rauchenden Ding, Büffel oder sonst was stehen bleiben, sonst kommen wir nie in Mammoth Hot Springs an. Gestoppt wird wirklich nur für Elche, Bären und Wölfe (sowie natürlich für straßenkreuzende Tiere), so unser eiserner Vorsatz.
   Über den Bighorn-Pass geht's hauptsächlich durch Regengüsse und im Allgemeinen auf eine tiefschwarze Wolkenfront im Westen zu. Einfältig füllen wir in der "Last Gasoline Station before entering Yellowstone" noch schnell ein paar Gallonen heillos überteuerten Sprit (zu gleichem Preis wie im Park) in unseren Tank - und das Abenteuer Supervulkan kann beginnen.
   Der erste Ausnahmefall für Stopps tritt schon ein paar Meilen vor der Parkgrenze ein: Unterhalb der Straße steht tatsächlich ein Elch, nicht gerade der kapitalste mit dem Riesengeweih, aber eindeutig ein Elch. Trotz strömendem Regen verweilen wir geraume Zeit, wer weiß, ob wir so etwas noch einmal zu Gesicht bekommen.
    Pünktlich nach Passieren der Parkgrenze setzt heftiger Schneefall ein, unsere Fassungslosigkeit versuchen wir mit Reflexionen über die launige Elch-Sichtung zu verdrängen. Lake Yellowstone präsentiert sich schwarz und sturmgepeitscht. Wenigstens gießt es hier nur noch. Eine größere Bisonherde im Hayden Valley hält uns etwas auf und von unseren Vorsätzen ab; egal, wir liegen ganz gut in der Zeit, in Mammoth Hot Springs sollen wir ohnehin erst nach 16:30 Uhr einchecken. Ein Stückchen weiter reihen wir uns in einen Stau am Straßenrand ein - recht weit entfernt schnürt ein wolfsähnliches, graues Tier durchs hohe Gras. Wir sind ganz aus dem Häuschen. Dass es letztlich ein Koyote ist, trübt unsere Freude nicht, die laufen einem auch nicht alle Tage übern Weg. Restlos glücklich sind wir dann auch über unsere Cabin in Mammoth Hot Springs: total gemütlich, mit Terrasse und hübschen Bäumen davor. Mit den bewährten Zahnputzbechern Wein und einer Zigarette lassen wir uns erst mal draußen nieder - es ist saukalt - wir werfen lieber gleich die Heizung an.
   Beim Einchecken noch nicht anwesend, hat sich zwischenzeitlich ein Wapiti-Hirsch (bzw. "Elk" - die Elche heißen hier "Moose") vor der Rezeption niedergelassen. Ein Ranger sorgt mit Nachdruck dafür, dass zwischen den Schaulustigen vorm Hotel, auf der Straße und dem Parkplatz zu ihm eine größere Distanz eingehalten wird, Elks sollen recht angriffslustig sein.
   Nach altehrwürdigem Hotel-Dining im Riesen-Speisesaal mit Kronleuchtern steht uns nicht der Sinn - da hört sich "Terrace Grill" schon besser an. Dieses Restaurant verfügt zwar auch über hohe Decken mit Stuck und auf den ersten Blick Jahrhundertwende-Flair, aber es ist ein Fastfood-Lokal erster Güte mit entsprechendem Ambiente: Zum Essen Burger, Toasts und Salate in Plastikschüsseln und verschiedenen Varianten, Wein gibt's wenigstens auch. Heute lassen wir's damit gut sein, stopfen uns einen Burger mit Salat rein und sehen zu, dass wir in unser nettes Hüttchen zurückkommen. Derweilen wird rund um uns der Müll zusammengebeselt, Tische abgewischt und Stühle draufgestellt, am Boden krabbeln ketchupverschmierte Kleinkinder herum. Ab morgen wird im Dining Room gegessen...

   Es ist Herbst und Paarungszeit der Hirsche: Nächtens ertönen aus allen Richtungen die Brunftschreie der Wapitis, kein sonores Röhren (wie man bei solch riesigen Kerlen vermuten würde), eher ein irrwitziges Gequietsche. Unser Camp-Hirsch mischt ebenfalls kräftig mit - er hat einen recht großen Harem hier um sich versammelt. Zwei seiner Mädels halten in der Früh den saftigen Rasen vor unserer Hütte kurz. Dort liegt noch Raureif, unser Auto im Schatten ist dick zugefroren. Einen Eiskratzer haben wir nicht, aber die Plastikmesser unserer Besteckkollektion aus Wall, die hier - wenn auch etwas zweckentfremdet - hervorragende Dienste leisten.
   Nach einem Kaffee aus dem Terrace-Grill - eingenommen auf unserer Terrasse in dicken Pullovern und Jacken - haken wir mal in der Lodge nach, wie man hier mobil telefoniert, so wie alle um uns herum. Wir haben wieder "No Service". So erfahren wir, dass AT&T in Nationalparks grundsätzlich keinen Empfang hat - sehr praktisch für uns, die wir dieses Mal fast ausschließlich in solchen unterwegs sind... Manchmal klappt's, wenn man sich direkt vors Post Office hier stellt, meint der nette Rezeptionist, aber in Gardiner gleich hinterm Nordeingang des Parks in jedem Fall.
    Die Variante mit dem Postamt können wir nicht testen - hier ruht gerade unser Platzhirsch samt Harem, Ranger leiten mit Wagensperren alle Autos und Leute rigoros vorbei. Irgendwie lustig, wie dieses Tier hier alle auf Trab hält...So ist denn unser erster Ausflug in dieser Traum-Umgebung eine 8 Kilometer Fahrt runter zum Nordausgang nach einem eher unspektakulären Gardiner, ein paar Häuser eben, aber dafür mit Handy-Empfang (Linda muss daheim anrufen um die Glückwünsche zu ihrem Geburtstag entgegenzunehmen, eigentlich war es andersherum für heute ausgemacht, aber es geht ja nicht) und einem Cafe, wo wir zwischen einer gewaltigen Geweihsammlung nebst Riesen-Bisonschädel frühstücken.
   Die Mammoth Terraces, eine fantastische Landschaft aus Travertin-Kaskaden in allen Formen, Größen und Farben, sind unser erstes Ziel. Hier sammelt sich Wasser aus den umliegenden Bergen im Kalksteinuntergrund, wird dort erhitzt, tritt mitsamt Lösungsstoffen durch kleine Spalten an die Oberfläche, und bildet nach und nach Sinter-Terrassen aus - von Swimmingpool-großen bis hin zu ganz filigranen im Fingerhutformat. Die unterschiedlichen Farben - hier wie auch bei allen anderen hydrothermalen Erscheinungsformen in Yellowstone - markieren diverse hier ansässige, hitzeresistente Bakterienkolonien, Thermophile. Die in Rot bis Orange mögen's heiß, die in Grün und Blau bevorzugen gemäßigtere Temperaturen. Alles befindet sich in einem steten Wandel - neue Terrassen entstehen durch aus neuen Spalten austretende Quellen, bestehende Kaskaden trocknen aus, entsprechend ändern sich im Laufe der Zeit und auch eines Jahres vorherrschende Farben bzw. Bakterienvorkommen.
   Auch wenn sich die sonst wohl typischen Gelbtöne der Canary Spring auf den Upper Terraces zurzeit verabschiedet haben, finden wir die Landschaft einfach umwerfend. Jede Kurve auf den Wanderwegen hier eröffnet uns neue Einblicke auf die zauberhaften, ins Tal hinunter fließenden Kaskaden. Ein absolut farbenfroher Geselle ist Orange Spring Mound, ein Geysir am Loop zurück zur Hauptstraße - er bevorzugt knallige Orange- und Gelbtöne und macht sich besonders gut vor dem Hintergrund in düsterem Licht. Linda schließt ihn sofort ins Herz - apartes Kerlchen...
   Ein Tanz auf dem Vulkan - was kann man sich mehr zum Geburtstag wünschen! Beschwingt machen wir uns auf zum aktivsten Gebiet dieses Hotspots, zum Norris Basin. Hier gibt's mehr Erdbeben als in den anderen Teilen des Parks, der Boden hat sich hier in jüngerer Vergangenheit merklich gehoben. Ausgerechnet heute wird ja wohl nichts von geologischer Bedeutung abgehen, kein lange ruhender Geysir neben uns in die Luft fliegen, sich Erdspalten auftun oder die riesige unter uns schlummernde Magmablase zur Oberfläche wollen. Zwar ist gemäß eines festgestellten Zyklus von 600.000 Jahren eine Supereruption von Yellowstone längst überfällig, wird aber sicher nicht gerade während unseres Urlaubs stattfinden.
   Und wieder wandern wir leibhaftig durch einen weiteren unserer Lieblingsfilme, "Supervulkan" - auf Holzstegen erst einmal durch das Back Basin mit dem hübschen Emerald Pool, dunkel grollenden und fauchenden Steamboat Geyser, hinunter in eine fast verschneit anmutende Ebene (das Weiß ist Silizium und das Gelände hoffentlich keine frische Senke) mit weiteren Pools (nett: der Pearl Pool) und stinkendem Dampf zwischen grünen sowie abgestorbenen Kiefern. Hans trägt den schweren Rucksack, Linda die Wasserflasche - man soll ja hier viel trinken wegen der Höhe und trockenen Luft. Als wir uns kurz vor unserem Loop-Ausgangspunkt daran erinnern,ist die Flasche weg. Ein späterer Fotocheck belegt, dass Lindas Konzentrationsfähigkeit zum Hüten des einzigen Gegenstandes zumindest bis zum Puff 'n Stuff Geyser gereicht hat, da ist die Flasche noch mit drauf...
   Farbenpracht, und alle Varianten hydrothermalen Treibens erwartet uns im Porcelain Basin. Namensgeber dieses Norris-Bereichs sind seine zahlreichen blaugrün gefärbten Pools, die hier im Gegensatz zu anderen nicht glasklar sind, sondern milchig matt schimmern. Allerdings im Moment nur bedingt, immer öfter schieben sich dicke Wolken übers Gelände. Wenn die Sonne jedoch durch eine Lücke blinzelt, glitzert es überall, leuchten um uns Farben in allen Lila-, Rot-, Grün- und Blautönen - eine umwerfende Szenerie. Für Fotos heißt es aber: Geduld haben.
    Vor dem Constant Geyser, wo zauberhaft knallgrün und rostrot gefärbte Miniflüsschen unter dem Steg durchlaufen, verweilen wir ein wenig in Hoffnung auf ein paar Sonnenstrahlen. Eine neben uns ebenso verharrende Mitbesucherin, die aussieht, als wäre sie Woodstock entsprungen und mitsamt unverändertem Outfit ein paar Jahrzehnte gealtert -, fragt, worauf wir hier warten. Auf Sonne, antwortet Linda wahrheitsgemäß. Woodstock entweicht etwas "Aha, interessant"-Ähnliches, dann geht sie.
   Natürlich haben wir uns nicht vorher über die Öffnungszeiten des Norris-Museums schlau gemacht, das wir hier noch besuchen wollten. Es macht um 17 Uhr dicht, wie ein Riesenschild vor seinem Durchgang raus in Richtung Parkplatz informiert - es ist bereits halb sechs. Aber viel haben wir wahrscheinlich nicht versäumt, ein paar Schautafeln über Geysire sind durch die Glastüren zu sehen. So etwas können wir im Visitor Center am Old Faithful sicher auch noch ausgiebig studieren. Mittlerweile ist's wieder empfindlich kalt geworden. Zu Hause werfen wir die Heizung an, das Auto wird heute hinter der Hütte geparkt, wo die Morgensonne hinscheinen kann und wir nicht mehr kratzen müssen. Und natürlich im Dining Room zu Abend gegessen.
    Eigentlich wollten wir einer gepflegten Steak-Schlemmerei frönen, aber irgendwie steht uns gerade nicht der Sinn nach üppigen Fleischportionen. So ordern wir zunächst eine Vorspeise mit Tortillas und Artischocken - absolute Klasse,trotz unvorteilhafter Optik, da als grüngraue Pampe serviert. Sehr nahrhaft ist das Ganze auch noch - wir sind bereits ziemlich satt nach diesem Gang. Vor uns liegen noch Linguini mit geräuchertem Truthahn - Hans hat fröhlich die 9-Unzen-Variante (Angabe für die Nudelmenge) bestellt, Linda 6 Unzen - was immer das bedeuten mag. Unser Smartphone da mal sinnvoll und überhaupt zu nutzen (telefonieren geht ja nicht...) um nachzugucken, fällt uns nicht ein - zu den "Early Adoptern" gehören wir nicht. Jedenfalls sind 9 Unzen 255 Gramm, und für heute allemal die eine oder andere Unze zu viel. Hans verschmäht sogar eine Nachspeise.



   Ein strahlender Morgen. Nach Kaffee und Zimtschnecke vorm Hüttchen - noch in unseren wärmsten Sachen - können wir uns heute endlich mal wieder in T-Shirts auf den Weg nachen, zu unserem Hausberg, den Lower Terraces. Um die Zeit sind sie noch hübsch von der Sonne angestrahlt.
   Recht farbenfroh präsentiert sich die Palette Spring gleich beim ersten Parkplatz hinterm Camp. Apart sehen auch die flankierenden in Dampfschwaden gehüllten Kiefern gegen den tiefblauen Himmel aus. Wir müssen viele Japaner fotografieren, einzeln, in Gruppen, Paare. Die meisten setzen sich nett vor den wabernden Terrassen in Szene, manche wollen den lustigen Liberty Cap, einen erloschenen Geysir, als Hintergrund haben, einem hat es der volle Parkplatz angetan - Linda gibt sich auch Mühe, diese Szene stimmungsvoll einzufangen.
   Leider sieht es hier zurzeit ansonsten recht blass aus. Eingetrocknet und schmutziggrau steht die Minerva-Terrasse im Gelände - wird dokumentarisch für Lindas Eltern festgehalten, die sich hier vor über 20 Jahren vor einer prächtigen knallgelben, lebhaft plätschernden Kaskade ablichten ließen - übrigens hier wie im Rest von Yellowstone stets kurzärmlig (Ende September / Anfang Oktober - wir haben Mitte September). Wir hingegen müssen schon wieder die dickeren Pullover überziehen.
   Da sich uns auch weiter oben entlang der Pfade außer dem sehr hübschen Blick auf Mammoth Hot Springs keine weiteren bunten Perspektiven eröffnen und wir schließlich dort ankommen, wo wir gestern bereits von den Upper Terraces aus waren, kehren wir um. Jetzt steht das Lamar-Valley auf dem Programm - die Gegend, wo sich angeblich gerne Bären und Wölfe herumtreiben.


   Kurz vor der Tower Junction führt eine kleine Stichstraße zum "Petrified Tree", einem versteinerten Riesen-Redwood. Erstaunlich ist, dass er noch (zumindest ein passables Stück Stamm) aufrecht am Hang steht nach all den Millionen Jahren in Power-Vulkan-Gesellschaft. Den alten Baumstamm lassen wir dann aber fast unbeachtet und im wahrsten Sinne des Wortes erst mal links liegen.
   Am gegenüber liegenden Hang rechts gibt's unseren ersten Bären in freier Wildbahn zu sehen - auf Nachfrage bei den Fotografen am Straßenrand, wir hätten ihn selbst nie entdeckt. Der laut unserem Informanten "noch recht junge" Grizzly ist sehr weit entfernt, aber mit Fernglas nett zu beobachten, wie er an Sträuchern zupft oder auf einem umgestürzten Baum balanciert. Ein richtig launiger Anblick - wir können uns erst losreißen, als das Bärchen im Schatten und zwischen den Bäumen hangaufwärts verschwindet.
   Dem Petrified Tree statten wir anstandshalber natürlich auch noch einen kurzen Besuch ab. Hübsch ist er jedenfalls, wie er so gegen den stahlblauen Himmel als mächtiger und bunt marmorierter Stamm dasteht. Und vor allem ganz fotogen direkt vor der Nase.
   Stau und eine endlose Autoschlange an der Tower Roosevelt Junction: Diesmal keine kreuzenden Bisons oder Bären - die Straße wird aufgerissen und offenbar geht's einspurig und in Blockabfertigung weiter. Aber nur für die, die hinunter in Richtung Canyon Village wollen -wir dürfen links ins Lamar Valley gleich passieren.
   Kurz darauf können wir auf einer Brücke die bisher beeindruckendste Ansammlung Gelände fixierender Menschen sowie monströser Teleobjektive bestaunen. Wo alle Rohre hinzeigen, sehen wir wieder mal nichts. Wir erfahren, dass weiter oben ein (diesmal alter) großer Grizzly einen Riss liegen hat, sich seit ein paar Stunden aber wohl irgendwo zu einem Nickerchen verzogen hat. Im Gegensatz zu uns, die wir keine Lust haben zu warten bis der Bär ausgepennt hat, werden die geduldigen Fotografen irgendwann sicher mit dem Traum-Shot belohnt. Die Stimmung ist richtig gut hier, es wird gegessen, getrunken, etliche Leute haben Tische und Stühle aufgestellt und einige halten Wache - wie bei den
Erdmännchen und Präriehunden.    Wir hingegen setzen unsere Strecke durch diese zauberhafte Landschaft fort, an kleinen Seen vorbei, über langgezogene, sanfte Hügel und am Lamar River entlang, der zunächst flott durch ein schmales Tal rauscht, später gemütlicher durch ein weites mäandriert. Bisons und Pronghorns grasen überall, von anderen Bären oder gar Wölfen keine Spur. Irgendwann machen wir kehrt, ehe wir an den Nordost-Ausgang kommen. Der Brücken-Grizzly schläft noch immer, erfahren wir beim Rückweg, und die Kreuzung runter zum Canyon Village ist auch noch genau so verstopft wie drei Stunden vorher. Auch diesmal umschiffen wir den Stau ganz elegant - als einziges Auto von der Northeast vom Ranger gleich durchgewunken, sodann hinter uns die Karawane aus Westen.
   In Schritttempo geht es in Richtung Süden und zunächst zum Tower Fall, als Wasserfall eher unspektakulär, aber recht malerisch zwischen sattem Grün und spitzen, türmchenartigen Felsformationen eingebettet. Viel beeindruckender finden wir die gigantische Wand aus unterschiedlichsten vulkanischen Ablagerungen, mit ihren orangefarbenen Erosionspyramiden und dem durchgehenden schmalen Band aus Basaltsäulen.
   Welch verheerendes Ausmaß hiesige Waldbrände haben, zeigt sich am Dunraven Pass. So weit das Auge reicht, stehen oder liegen hier die Stämme abgestorbener Kiefern herum. Aber überall kommt auch schon wieder frisches Grün nach. Im Übrigen befände sich hier auch der einzige Funkmast des Parks, der als "Hotspot" für alle Mobilnetze gilt. Wir entdecken ihn abends auf unserem Parkplan - egal, wen hätten wir um die Zeit auch anrufen sollen (zu Hause um ein Uhr morgens)...
    Wir lassen uns indes noch einfach treiben, weiter in dieser wunderschönen Landschaft, entlang des Yellowstone River bis hinunter ins Hayden Valley, beobachten Bisonherden, halten (vergebens) Ausschau nach Bären und Wölfen. Dem Lake Yellowstone statten wir auch noch einen kurzen Besuch ab, heute ein leuchtend blaues Juwel in der Abendsonne. Gottseidank haben wir nicht die Lake Lodge gebucht. Das Hotel ist ein recht hässlicher Klotz am Seeufer, umsäumt von anderen hässlichen Klötzen undefinierbarer Funktion, ganz zu schweigen von den zwischen ihm und der Zugangsstraße eingequetschten Cabins, die man weshalb auch immer begonnen hat, in einem Farbton irgendwo zwischen verblichenem Postgelb und Erbswurstsuppengrün zu streichen.
    Mammoth Hot Springs erreichen wir im Stockfinstern, werfen die Heizung an und versuchen, einen unserer E-Zigaretten-Akkus zu laden. Das Ladegerät kippt immer wieder aus dem Adapter - dank Fixierung mittels Haargummi von Linda klappt's dann.
   Zum Dinner müssen wir heute unbedingt noch eine dieser verheißungsvoll klingenden "Surprise"- Nachspeisen probieren: Wir ordern die Yellowstone Caldera. Unsere Bedienung erkundigt sich beflissen, ob wir denn auch wissen, was Caldera bedeutet. Surprise kommt hin, aber nach dem Rest sieht das Dessert nicht annähernd aus, eher wie ein großzügig gekappter Dome, wollte man den Parkjargon beibehalten - es ist ein flacher Pudding mit Sirup obendrauf und Kakaorand. Uns ist's letztlich egal, der Caldera-Dome schmeckt köstlich.